Wilstermarsch. "Schutzdeiche der Wilstermarsch trotzten der Sturmflut" - so titelte nach der Sturmflut die Wilstersche Zeitung. Sie erschien mittags und berichtete am 17. Februar: "Während der Elbdeich im Bereich der Wilstermarsch nur geringfügige Schäden erlitt, wurde der Stördeich an zahlreichen Stellen so schwer beschädigt, dass von den maßgeblichen Stellen mit großer Besorgnis der Scheitelpunkt der Fluthöhe in der vergangenen Nacht erwartet wurde." Und es werden die ersten bekannten Schäden der Nacht aufgeführt:
"In Wewelsfleth-Uhrendorf drang das Wasser durch eine undichte Stöpe und riss die Fahrbahn des Katastrophenweges in etwa 15 Metern fort. Das außendeichs liegende Werftgelände der Peters-Werft wurde hoch überflutet, sodass noch tätige Arbeiter zunächst auf dem Boden der Gebäude Schutz vor den Fluten suchen mussten und später bis an die Brust im Wasser nur mühsam an Land waten konnten. Auf der Strecke zwischen Wewelsfleth und Groß-Kampen ist der Deich auf sechs Stellen landeinwärts abgerutscht. Die Gastwirtschaft von Wiegleb in Beidenfleth war ebenfalls bis an das Dach von den Fluten umspült, sodass auch hier die Bewohner unter dem Dach Zuflucht suchen mussten.
Die größte Gefahrenquelle war an der Biegung des Stördeiches in Groß-Kampen bei dem Grundstück von Reimers. Dort hatten die tobenden Fluten die Wasserseite des Deiches soweit weggerissen, dass von der Deichkrone nur noch ein Kamm von etwa 50 Zentimeter Breite übrigblieb. (...) An dieser Stelle war nach Augenzeugenberichten das Wasser lediglich noch etwa zehn Zentimeter von der Deichkrone entfernt, und laufend wurden die Wogen durch den Sturm bereits binnendeichs getrieben. (...) Wie heute Morgen festgestellt wurde, ist hier der Deich auf eine Länge von 500 Metern außendeichs zum Teil fortgespült. In Höhe des Grundstücks Vollmert in Stördorf entstand binnendeichs ebenfalls ein großer Deichrutsch. Die betreffende Stelle hat solche Ausmaße, dass man dort bequem ein Haus hineinstellen kann."
In der Wilstermarsch stellte sich die Angst vor dem Mittagshochwasser ein. In der Ausgabe vom Montag, 19. Februar 1962, widmete sich die Wilstersche Zeitung natürlich weiterhin den Sturmflutfolgen. Nach den Stördeich-Schäden wurden nun auch Ausspülungen am Elbdeich genannt: im Raum Hollerwettern, Vierstieghufen, Harrwettern und St. Margarethen. Sämtliche Feuerwehren der Wilstermarsch, Bundeswehreinheiten und Anwohner arbeiteten zusammen, um der Lage Herr zu werden. Auf der Elbe wurden viele ertrunkene Tiere gesichtet, die zum Teil am Elbdeich anlandeten. Erhebliche Viehverluste entstanden übrigens auch im Wewelsflether Außendeich, wo die Gehöfte hoch überflutet wurden.
Auch in St. Margarethen war die Lage dramatisch. "Machtlos musste man dem Zerstörungswerk an den Häusern in der Deichreihe und den Wassereinbrüchen am Deich zuschauen. Kein Haus dort, das nicht Schaden erlitten hätte. Ein Bild wie nach einem Bombenangriff. Im Außendeich liegt mit dem Heck das der Firma Behrens gehörende Motorschiff "Catrina" hoch auf dem Trockenen. Alle im Hafen anwesenden Motorschiffe lagen fest vertäut und mit laufender Schraube. Sie überstanden ohne Schaden, während die in St. Margarethen beheimateten Sportboote zum Teil erheblich beschädigt - eines davon völlig zertrümmert - auf der Strecke blieben."