Klein-Karstadt - Wilsters ältestes Kaufhaus
Als Schleswig-Holsteins damalige Ministerpräsidentin Heide Simonis im Januar 2005 erstmals das Geschäft „Christian Haack", das wegen seiner Warenvielfalt auch „Klein-Karstadt" genannt wird, betrat, fragte sie erstaunt: ,,Was gibt es hier eigentlich nicht?"
Anfang 2000 hatte man dort am Markt in Wilster das hundertjährige Bestehen feiern können, und zwar in Räumlichkeiten, die seit der Gründung des Geschäftes durch Christian Haack nahezu unverändert geblieben sind.
Grundlegende Veränderungen im Leben von Christian Haack hatte es ein gutes Jahrhundert zuvor gegeben, denn im Jahr 1899 heiratete er seine Frau Elly, und es wurden ihm im Juni die Planungen für den Umbau eines 120 Jahre alten Fachwerkhauses am Marktplatz genehmigt. Nur sechs Monate später Anfang 1900 eröffnete er dort seinen Kolonial- und Eisenwarenhandel.Die gemeinsame Tochter Frida, die l 931 den Berliner Drogisten Erich Neuendorf geheiratet hatte, trat 1946 dem väterlichen Unternehmen als Gesellschafterin bei und übernahm nach dem Tode ihres Vaters 1957 die alleinige Verantwortung.
Im Jahre 1977 trat dann deren Tochter Freia Richeling, eine gelernte Steuerfachgehilfin, in das Geschäft ein. Unterstützung wurde ihr durch ihren Ehemann Horst zuteil, doch nach dessen frühen Tod 1994 führte sie das Geschäft allein weiter, bis sie um den Beginn des Jahres 2000, dem Jubiläumsjahr, in ihrem Sohn Andreas den geeigneten Nachfolger fand.
Der 1963 geborene Andreas Richeling führt heute das weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannte Fachgeschäft im Sinne seines Urgroßvaters verbunden mit neuen Ideen weiter. Nach der mittleren Reife hatte er den Kaufmannsberuf im Eisenwarenfachhandel bei Delfs und Petersen in Itzehoe erlernt. Dort blieb er weitere sieben Jahre als Angestellter tätig. l 990 erhielt er ein beruflich attraktives Angebot aus Elmshorn und wechselte innerhalb der gleichen Branche dorthin über. In der Firma Kremer war er zuständig für den Fachhandel von Eisenwaren, Baubeschlägen, Werkzeugen, Betriebs- und Lagereinrichtungen, Metallzäunen, Leitern sowie von Arbeitsschutz- und Arbeitsbekleidung. Er hat dort sowohl am Verkaufstresen gearbeitet als auch in einem eigenen Büro den Ein- und Verkauf getätigt.
Da er ohnehin seit 1995 mit seiner Frau Silke und den drei Töchtern in einem Neubau in Wilster lebte, fiel ihm der Entschluss, das Geschäft von der Mutter zu übernehmen, nicht schwer. Er wagte auch deshalb den Schritt in die Selbständigkeit, weil er überzeugt davon war, dass das alteingesessene Geschäft von „Krischan Haack" eine gute wirtschaftliche Perspektive besaß. Außerdem kannte er alle Besonderheiten des Geschäftes, weil er in ihm sozusagen aufgewachsen war. Ihm war bewusst: Das besondere Flair, die Artikelvielfalt, die fachliche Beratung und der persönliche Kontakt zwischen Kunde und Verkäufer werden immer wieder auf Nachfrage stoßen.
Im Geschäft gibt es mittlerweile mehr als 40 000 Artikel. Dazu gehören neben Eisen- und Elektrowaren auch Süßigkeiten und Zigaretten, aber genauso graue Erbsen und Hafergrütze. Im umfangreichen Sortiment enthalten sind des Weiteren Haus- und Küchengeräte, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel, landwirtschaftliche Geräte, Zooartikel, Angelgeräte, Waffen, Werkzeuge, Sämereien und nicht zuletzt der St. Margarethener Damenlikör.
Funktionsfähig ist nach wie vor die legendäre Dosenmaschine Marke „Krischan Haack", auf der heute noch Wurfziele für Jahrmarktsbuden geschnitten werden. In den oft deckenhohen Regalen und in den alten Schubfächern gibt es so manche Rarität, die die vielen Jahrzehnte überdauert hat. Man findet hier Kurioses und Ausgefallenes ebenso wie Nützliches, insbesondere aber all das, was man woanders nicht bekommen kann. Wenn es einmal etwas gerade nicht geben sollte, dann wird es bestellt und beschafft. Zu guter Letzt sei gesagt: Auch Feilschen ist hier noch möglich.
Der jetzige Geschäftsinhaber fühlt sich mit seiner Frau, seiner Mutter und den Verkäuferinnen sehr wohl in seinem Laden und hat vor, die Tradition seiner Vorfahren noch lange zu erhalten.