Infos zu den Opfern des Nazi-Regmies gibt es jetzt per Smartphone-App
Wilster „Es ist heute mehr denn je wichtig, an die Opfer des Nazi-Regimes zu erinnern“, sagt Karin Lewandowski. Und insbesondere daran, dass es auch Menschen aus Wilster gab, die den Nationalsozialisten aufgrund ihrer politischen Überzeugung oder ihres Glaubens zum Opfer fielen. Vier Stolpersteine vor dem Alten Rathaus in der Straße Op de Göten erinnern daran. Wer waren diese drei Männer und eine Frau? Mittels der App „Stolpersteine SH“ können Interessierte das jetzt jederzeit via Smartphone nachlesen. Eine App, landesweit initiiert vom Landesbeauftragten für politische Bildung, Christian Meyer-Heidemann. „Angefangen wurde damit in großen Städten, und wir haben davon gehört“, erzählt Karin Lewandowski, die sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Carsten Schröder schon seit Jahren mit dem dunklen Kapitel der Geschichte auch in Wilster befasst. Sie machten sich dafür stark, dass mit den Stolpersteinen vor dem Alten Rathaus auf die Schicksale von Hans Prox, Heinrich Krützer, Heinrich und Tine Bielenberg öffentlich aufmerksam gemacht wird. Der Künstler Günter Demnig verlegte am 14. Oktober 2020 die Steine, der Wilsteraner Helmut Jacobs verfasste einen Flyer, der das Geschehen um die vier Menschen beschreibt.
Carsten Schröder machte sich daran, diese Geschehnisse in kurze Info-Texte für die App zusammenzufassen. Und die wurden nun auch in die App aufgenommen. Wer sich bei den Stolpersteinen für Hans Prox, Heinrich Krützer, Heinrich und Tine Bielenberg interessiert, braucht nur die App herunterzuladen und das Smartphone auf den jeweiligen Stolperstein zu richten. Umgehend erscheinen die Namen und die dazugehörigen Biografien auf dem Smartphone. Die App helfe auch, die Standorte der Stolpersteine in der Stadt zu finden. „Man ruft die Karte auf und sieht anhand blauer Punkte, wo sie sich befinden und kann einen Stadtrundgang starten“, beschreibt Karin Lewandowski. Während in Wilster alle vier vor dem Alten Rathaus gesetzt wurden, liegen sie in anderen Orten überwiegend vor den einstigen Wohnungen der Opfer. Ziel des Projekts sei es, irgendwann bundesweit und vielleicht sogar bis ins europäische Ausland die Stolpersteine und ihre Geschichten zu digitalisieren, meint Karin Lewandowski begeistert.
Für die Wilster-Stolpersteine sollen neben Text als nächster Schritt auch Fotos in die App hochgeladen werden. Damit verbindet Karin Lewandowski auch eine Bitte, da es bislang noch kein Foto von Heinrich Krützer gebe. Vielleicht finde sich in alten privaten Familien-Fotoalben noch eines von ihm. Schön wäre es auch, wenn es noch weitergehende Informationen über Krützer geben würde.
Außerdem sei die „Initiative für Demokratie, Menschlichkeit und Vielfalt“ in Wilster gerade dabei, eine Ausstellung zu planen, in der die Nazi-Zeit in Wilster aufgearbeitet und dargestellt werden solle. Auch dafür würden Fotos und schriftliche Überlieferungen gesucht. „Erzählungen aus Familien, die nicht bekannt sind, gern verbunden mit Bildmaterial“, so Karin Lewandowski. Sie wird übrigens am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, die Wilsteraner Stolpersteine putzen und für die Opfer Blumen niederlegen.
rg